Am 12. Februar 2024 wird daran erinnert, dass vor 90 Jahren ein blutiger Zusammenstoß zwischen Sozialdemokraten , der Exekutive und Heimwehrverbänden stattgefunden hat.
Es ist nach wie vor strittig, ob man die Ereignisse als Bürgerkrieg, Aufstand oder bloße Erhebung der Arbeiter bezeichnen sollte.
Das Datum steht allerdings für den endgültigen Untergang der österreichischen Demokratie und der Errichtung einer autoritären Diktatur.
Wie es dazu kam, soll im folgenden Beitrag kurz erklärt werden.
Die Erste Republik – Ein schwieriger Beginn
Im Spätherbst des Jahres 1918 gab es zwei Entwicklungen: Den Zerfall des Habsburgerreiches und die Entstehung eines Kleinstaates.
Österreich bekam Geld vom Völkerbund musste aber massiv sparen.
Der Glaube an die Lebensfähigkeit des neuen Staates war gering.
Nach anfänglicher Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokraten und Christlich- Sozialen wurden die Gegensätze immer deutlicher.
Beide politischen Lager schufen sich Wehrverbände (Schutzbund und Heimwehr), die in großen Aufmärschen ihre Stärke zeigen wollten.
Heimwehr und Schutzbund Aufmarsch 1928 Wiener Neustadt
Die Erste Republik- Auf dem Weg zum autoritären Staat
Engelbert Dollfuß wurde am 20.Mai 1932 Bundeskanzler und besaß kein klares Programm zur Errichtung eines autoritären Staates.
Die Weltwirtschaftskrise hatte auch Österreich hart getroffen.
Das stieß auf heftigen Widerstand der Sozialdemokraten im Parlament .
Die Machtergreifung Hitlers im Jänner 1933 in Deutschland führte zu einer Welle von Terroraktionen in Österreich.
Bundeskanzler Dollfuß wurde von Benito Mussolini dazu gedrängt, die Sozialdemokratie auszuschalten und ein faschistisches Regime nach italienischem Vorbild zu errichten.
Benito Mussolini Faschistischer Diktator
Die Erste Republik – Die Ausschaltung des Parlaments
Als es am 4.März 1933 im Nationalrat zu einem Formfehler bei einer Abstimmung über Sanktionen gegen streikende Eisenbahner gekommen war, nutzte Bundeskanzler Engelbert Dollfuss die anschließende Verwirrung aus, um das Parlament auszuschalten.
Er errichteten in Folge Schritt für Schritt eine autoritäre Diktatur .
Am 20.Mai 1933 folgte die Gründung der Vaterländischen Front, einer Einheitspartei, “ […] die alle vereinigen sollte, die bewusst und überzeugt österreichisch gesinnt sind “.
Am 11. September 1933, proklamierte Bundeskanzler Dollfuss in einer Rede auf dem Wiener Trabrennplatz die Schaffung eines “christlichen, deutschen Staat Österreich auf ständischen Grundlage unter starker, autoritärer Führung.“
BK Engelbert Dollfuß Trabrennplatzrede am 11.9.1933
Die Erste Republik – Der „Bürgerkrieg“ 12.Februar 1934
Am 11. Februar 1934 sprach der Wiener Heimwehrführer Emil Fey in einer Ansprache offen davon, morgen an die Arbeit zu gehen und ganze Arbeit zu leisten.
Der Widerstand der Sozialdemokraten gegen die Zerstörung der parlamentarischen Demokratie verlief zögerlich, so dass sich in breiten Teilen der Basis bereits erheblicher Unmut breit gemacht hatte.
Der oberösterreichische Schutzbundführer Richard Bernaschek hatte einen Brief an den Wiener Parteivorstand verfasst, indem er erklärte, bei einer Waffensuche durch die Exekutive nicht passiv zu bleiben.
Nach wenigen Tagen war der Aufstand des sozialdemokratischen Schutzbundes österreichweit zusammengebrochen.
Die Zahl der Opfer war mit 350 Toten ungewöhnlich hoch.
Die Demokratie war endgültig begraben und die Gegensätze innerhalb der Bevölkerung unüberbrückbar geworden.
Arbeiterheim Ottakring Februar 1934
Weitere Informationen finden Sie dazu in meinem MINDMAP und auf meiner digitalen Infowand Austrofaschismus.
Hier dazu auch ein interessanter Film der Abteilung Zeitgeschichte des ORF.